
In bestimmten Stadtteilen von Philadelphia ist eine neue Verordnung in Kraft getreten, die eine nächtliche Sperrstunde für Geschäfte vorschreibt. Die Regelung, die Betriebe zur Schließung zwischen 23 Uhr und 6 Uhr zwingt, sorgt für erhebliche Kontroversen und stößt auf den Widerstand von Geschäftsinhabern und Wirtschaftsverbänden.
Details der neuen Regelung
Die an diesem Donnerstag in Kraft getretene Sperrstunde betrifft Geschäfte in zwei Wahlbezirken: dem 7. Bezirk unter der Leitung von Stadträtin Quetcy Lozada, zu dem Kensington, Frankford und Hunting Park gehören, sowie dem 8. Bezirk von Stadträtin Cindy Bass, der Germantown, Mount Airy, Logan und Chestnut Hill umfasst.
Betroffen sind unter anderem Imbisswagen, kleine Lebensmittelläden (Bodegas), Take-away-Restaurants und rund um die Uhr geöffnete Geschäfte. Ausgenommen von der Verordnung sind Betriebe mit Alkohollizenz, Tankstellen und Drive-in-Schalter. Nach einer 60-tägigen Übergangsfrist drohen bei Verstößen ab dem 10. November Bußgelder von bis zu 1.000 US-Dollar pro Tag.
Kritik von lokalen Unternehmern
Viele Geschäftsinhaber kritisieren die Maßnahme scharf. Mitesh Patel, Inhaber der Apotheke „The Medicine Shoppe Pharmacy“ in der Kensington Avenue, befürchtet, dass das Gesetz wichtige Dienstleistungen beeinträchtigen könnte, die sein Geschäft auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr erbringt.
„Wir befinden uns hier bereits in einer problematischen Gegend, und ich glaube nicht, dass ein Gesetz unter dem Deckmantel der Bekämpfung von ‚Problemgeschäften‘ der richtige Weg ist, um die zugrunde liegenden Probleme zu lösen“, sagte Patel. Er äußerte zudem die Sorge, dass die Kriminalität durch die Verordnung nicht reduziert, sondern lediglich verlagert wird. „Dieses Gesetz soll die Kriminalität abschrecken. Ich befürchte aber, dass sie sich einfach woandershin verlagern wird. Leerstehende Gebäude oder Wohngebiete könnten zu neuen Kriminalitätsschwerpunkten werden“, so Patel. „Wir müssen die bestehenden Gesetze anwenden und die wahren Probleme angehen, anstatt die Schuld den Geschäften zuzuschieben.“
Politische Haltung und wachsender Widerstand
Bürgermeisterin Cherelle Parker erklärte, sie erkenne die Absicht hinter dem Gesetz an, die Lebensqualität zu verbessern, werde die Verordnung jedoch nicht unterzeichnen. „Es wird Gesetz in der Stadt, aber ohne meine Unterschrift“, so Parker.
Unterdessen formiert sich breiterer Widerstand. Eine Koalition von Wirtschaftsverbänden versucht, die Sperrstunde zu stoppen. Sie argumentieren, dass die Maßnahme Nachtarbeiter benachteiligen und die wirtschaftliche Existenz vieler kleiner Betriebe gefährden würde. Die Besorgnis wächst, da bereits ein zweiter Gesetzesentwurf diskutiert wird, der eine Ausweitung der Sperrstunde auf weitere Stadtteile vorsieht, obwohl das ursprüngliche Ziel war, die Kriminalität gezielt in Kensington einzudämmen.